Meeresforschung an Bord
Schon seit den 1930er Jahren sammeln unsere Schiffe Daten über die Gewässer, die wir befahren, und helfen Wissenschaftlern dabei, ihr Verständnis für das Meer zu verbessern.
Die FerryBox
In den Maschinenräumen einiger unserer Schiffe, die auf der klassischen Postschiffroute unterwegs sind, gibt es einen unscheinbaren grauen Kasten. Während das Schiff an der norwegischen Küste entlangfährt, ist jede Minute das Geräusch einer kleinen Pumpe zu vernehmen, die von außen Meerwasser ansaugt und durch einen kleinen Einlass in das geheimnisvolle Gehäuse leitet.
Dabei handelt es sich um ein Messgerät – die sogenannte FerryBox. Im Inneren befinden sich eine Vielzahl von faszinierenden Sensoren, die Temperatur, Salz-, Sauerstoff- und Chlorophyllgehalt des Meerwassers sowie den Anteil an organischem Kohlenstoff und Partikeln messen und andere wichtige Meeresparameter analysieren.
Beobachtung von Veränderungen
Im Rahmen einer globalen Initiative, die darauf abzielt, mehr über unsere Meere zu erfahren, werden die von der FerryBox gesammelten Daten per Satellit an das Norwegische Institut für Wasserforschung (NIVA) übermittelt. Die dort beschäftigten Fachleute analysieren diese dann, um Veränderungen in der Meeresumwelt zu beobachten und zu verstehen. Die Daten sind der Schlüssel zur Erstellung genauerer Modelle und zur Vorhersage des zukünftigen Zustands unserer Meere.
Kai Sørensen, Forschungsleiter bei NIVA, zählte vor zwanzig Jahren zu den ersten Personen, die die FerryBox in Norwegen einführten. Sørensen zufolge wären diese wichtigen Forschungsarbeiten, ohne die Zusammenarbeit mit Hurtigruten viel schwieriger zu bewerkstelligen gewesen.
„Die Postschiffe sind in der Lage, wöchentlich Daten zu sammeln, wodurch die Ergebnisse genauer werden und der Prozess beschleunigt wird. Die Alternative wäre gewesen, dafür viele einzelne Boote einzusetzen und das wäre viel seltener möglich gewesen“, erklärt er.
Die erhobenen Daten haben zu einigen wichtigen Erkenntnissen geführt. Eine davon ist die zunehmende Verdunkelung des Meerwassers entlang der Küsten. „Oberflächlich betrachtet, könnte man meinen, dass dunkler aussehendes Wasser nichts zu bedeuten hat“, sagt Sørensen. „Tatsächlich geschieht dies aber aufgrund des Klimawandels. Durch die milderen Wintertemperaturen gelangt mehr Süßwasser aus Sümpfen und Flüssen im Landesinneren ins Meer und damit mehr und mehr organisches Material“, führt er aus.
„Wenn sich Nährstoffe aus dem Binnensüßwasser mit dem Salzwasser vermischen, kann dies manchmal zu größeren Algenblüten führen. Diese Algen können unter Umständen giftig sein und die in der Nähe lebenden Fische vergiften. In Nordnorwegen gab es bereits diesbezügliche Probleme im Zusammenhang mit Aquakulturen“, warnt Sørensen.
Dennoch sieht er auch Anlass zu Optimismus. „Zum Glück liefern die FerryBoxen auf den Schiffen von Hurtigruten konsistente und wertvolle Daten. Wissenschaftlern wie mir ermöglicht dies, die saisonale und langfristige Erwärmung der Ozeane sowie den Zeitpunkt und die Dauer von Algenblüten zu überprüfen.“
Sørensen fährt fort: „Die FerryBox kann die Chlorophyll-a-Fluoreszenz messen, die mit der Algenbiomasse korreliert. Außerdem ist sie dazu in der Lage, den pH-Wert zu messen, der ein Indikator für die Auswirkungen fossiler Brennstoffe und des Kohlendioxids auf die Ozeane ist, was als Versauerung der Meere bezeichnet wird.“
„Darüber testen wir gerade eine der neuesten Funktionen des FerryBox-Systems, welche uns die Sammlung von Mikroplastikproben entlang der Postschiffroute ermöglicht. Diese Proben können dann in den Laboren von NIVA weiter analysiert werden“, fügt er hinzu.
Großes Interesse bei den Gästen
Als Gast haben Sie die Möglichkeit, mehr über die Gewässer zu erfahren, in denen wir unterwegs sind. Die Daten aus der FerryBox werden an Bord einiger unserer Schiffe direkt auf einer interaktiven Touchscreen-Konsole angezeigt, um das Bewusstsein für dringende Umweltprobleme zu schärfen.
Sørensen freut das große Interesse der Gäste sehr. „Wir hatten zwar die Hoffnung, dass die Menschen an Bord sich dafür interessieren würden, wie es um die Gesundheit des umliegenden Meeres bestellt ist, aber wir hätten nicht mit einer derartigen Resonanz gerechnet! Mittels der Konsolen präsentieren wir auch Informationen über unsere Forschungsarbeit und die Gäste scheinen sich gerne die Zeit zu nehmen, um mehr darüber zu erfahren“, erzählt er fröhlich.
„Durch neue Technologien hat sich unsere Fähigkeit, den Ozean zu verstehen, erheblich verbessert. Die von den FerryBoxen auf den Postschiffen erfassten Daten haben eine wichtige Rolle dabei gespielt, wo wir heute stehen, und werden es auch in Zukunft tun“, resümiert Sørensen.
„Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die gesammelten Daten in Verbindung mit fortschrittlicher Forschung dazu beitragen werden, die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen und uns den Weg in eine nachhaltige Zukunft weisen.“